Artikel im Höchster Kreisblatt von Manfred Becht ⁜ 19. Mai 2011
Stadt strebt für 2012 einen neuen, modernen Übergang in Münster an, der Verkehrsausschuss ist noch skeptisch
Der Magistrat will für rund 417 000 Euro die Münsterer Überwege durch eine besser gesicherte Variante ersetzen.
"Das ist eine ganze Stange Geld", erklärte der SPD-Stadtverordnete Dennis Baus – und im Verkehrsausschuss der Stadtverordnetenversammlung wollte ihm da keiner widersprechen. Auch deshalb möchten die Parlamentarier das Projekt nicht ohne weiteres auf den Weg bringen, sondern zuerst einmal die aktuelle Situation besichtigen. Und die Stadt soll ermitteln, für wie viele Fußgänger täglich es größere Umwege bedeuten würden, sollten die bestehenden beiden Übergänge durch einen am Nordende des Münsterer Bahnsteiges ersetzt werden.
Unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit wäre dies unbestritten ein Fortschritt, schon weil Bahnübergänge mit Schranken hier auf jeden Fall vorteilhaft sind. Immerhin wurde die ganze Debatte von einem tödlichen Unfall am Bahnübergang Lorsbacher Straße ausgelöst. In Münster kommt hinzu, dass Fahrgäste vom Hallwielweg aus über den Jägerzaun klettern, die bewaldete Böschung hinauf und über die Gleise zum Bahnsteig gehen. Das ist gefährlich. Außerdem gibt es bei unbeschrankten Bahnübergängen Gitter, die Fußgänger abbremsen sollen. Damit aber wird die Stelle für Rollstuhlfahrer, Radler und Reiter schwer zu passieren. Bei einem Bahnübergang mit Schranken gibt es diese Probleme nicht.
Einige Zuschüsse
Über die Kosten lasse das Eisenbahnbundesamt nicht mit sich verhandeln, erklärte Erster Stadtrat Dirk Westedt (FDP) im Verkehrsausschuss. Die Behörde hat mit solchen Projekten Erfahrungen. Es nutzt niemandem, wenn die Schätzung nach unten korrigiert wird, die Kosten am Ende aber doch höher sind. Immerhin wurde inzwischen geklärt, dass sich die Kosten das Land Hessen, die Stadt Kelkheim und die Hessische Landesbahn teilen würden. Die Stadt bekäme sogar einen Zuschuss von 50 Prozent nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, müsste also noch rund 70 000 Euro aufbringen. Allerdings – alle Gelder von Land und Stadt stammen aus Steuereinnahmen.
Geht es nach dem Magistrat, wird der städtische Anteil von 70 000 Euro in den Haushaltsplan 2012 eingestellt, sofern das Parlament sich nicht dagegen ausspricht. Der Verkehrsausschuss möchte sich aber erst nach der Ortsbesichtigung äußern. Fest steht schon jetzt, dass das Projekt nur angepackt wird, wenn sich die beiden anderen Partner beteiligen und wenn es die Zuschüsse gibt. Wann aber mit diesem Geld zu rechnen ist, darüber gibt es keine Prognose.
Bei der Ortsbegehung soll auf Wunsch der SPD auch erläutert werden, warum das Projekt so teuer wird und warum man nicht die beiden bestehenden Bahnübergänge mit Schranken versehen kann. Der Grund für beides ist, dass die Schranken mit dem Signalsystem der Strecke verbunden werden. Dieses funktioniert nicht mehr, wenn die Schranken zu nah beieinander liegen. Und es muss bei jedem Umbau angepasst werden, was die Kosten erheblich in die Höhe treibt.
Bäume fallen
Im Verkehrsausschuss wurde außerdem darauf hingewiesen, dass für einen neuen Bahnübergang auch Bäume gefällt werden müssen. Freilich dürfte dies kaum ins Gewicht fallen, wenn sich damit wirklich ein großer Sicherheitsgewinn erzielen lässt.