Unterdessen versucht der Eigentümer weiter, einen Supermarkt anzusiedeln. Es gibt viele Anfragen, nur eben nicht aus dieser wichtigen Branche.
Münster. Zweieinhalb Monate ist der Tegut-Supermarkt bereits geschlossen und eine Lösung der Nahversorgungs-Misere nicht in Sicht: Eicke Winter, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in direkter Nachbarschaft, konnte bisher keinen Nachmieter finden. Zumindest keinen, der einen Supermarkt eröffnen möchte. "Wir reden mit den üblichen Verdächtigen", so Winter. Große Hoffnungen, dass sich noch in diesem Jahr etwas ergeben wird, hat er nicht. "Jemand, der in den Laden geht, muss Geld in die Hand nehmen, um den Laden nach seinen Wünschen umzugestalten", erklärt er. Und da sich gerade bei den Lebensmittelkonzernen viele an Budgetvorgaben halten müssen, befürchtet er, dass das Ganze noch etwas dauern kann.
Anderes abgeblockt
Andere Interessenten, die keinen Lebensmittelmarkt eröffnen möchten, klopfen bei Eicke Winter hingegen regelmäßig an. Bislang lehnt er diese Anfragen allerdings ab. Zu sehr fühlt er sich den Münsterern verpflichtet. "Wir möchten versuchen, hier in der zentralen Lage einen Lebensmittelmarkt zu installieren", betont er.
Die Bürgervereinigung Alt-Münster will ihrerseits etwas für die Verbesserung der derzeitigen Situation tun. "Wir sind von mehreren Seiten angesprochen worden", erklärte der Erste Vorsitzende Peter Piesch jetzt beim "Treffpunkt für Jedermann", einen für alle offenen Diskussionsangebot des Vereins. Weniger hart trifft das Ganze diejenigen, die mobil sind – sie kaufen in der Kelkheimer Innenstadt, am Ortsausgang in Richtung Fischbach, in Hornau oder in einer Nachbargemeinde ein. Das große Nachsehen haben jedoch vor allem die Senioren. Darin ist sich die rund zehnköpfige Runde beim Treff der Bürgervereinigung einig.
Ein Standortnachteil
Unter ihnen war auch Klaus Klug, der der Einladung der Vereins gefolgt ist, weil ihm das Thema unter den Nägeln brenne. Für den Besitzer mehrerer Immobilien ist der geschlossene Supermarkt ein Standortnachteil. "Bisher habe ich das immer als Werbeargument genutzt", erläutert Klug gegenüber dem Kreisblatt. Dass es einen Bäcker, Metzger, eine Bank und Ärzte in der Umgebung gäbe, sei bei Miet-Interessenten immer gut angekommen, genauso wie der Supermarkt. Wichtig, so seine Erfahrung, sei dies nicht nur für die Älteren, sondern auch für Jüngere.
Seiner Einschätzung nach ist die Ladenfläche, die mit 970 Quadratmetern nicht gerade üppig ausfällt, nicht für alle Märkte interessant. Ein Geschäft, das mit einem Inhabermodell geführt werde, könnte aus seiner Sicht jedoch lohnend sein. "Ich denke, darin könnte die Lösung liegen", sagt Klug.
"Uns interessiert immer alles, was rundherum passiert", erklärt Christian Buch, Chef des Edeka-Marktes im Hofheimer Chinon-Center, auf Nachfrage. Konkrete Gedanken, ob die Lage in Münster für einen weiteren Markt sinnvoll wäre, habe er sich jedoch nicht gemacht. Zudem müsse man dies immer alles im Detail prüfen.
Ideen, wie die derzeitige Situation verbessert werden könnte, haben unterdessen die Mitglieder von der Bürgervereinigung gesammelt: Schriftführerin Sylvia Beier ist überzeugt, dass bereits ein Obst- und Gemüsehändler, der einmal in der Woche einen Marktstand auf dem Marktplatz aufbaut, einiges bringen könne. Lebensmittel wie Milch und Zucker würden aus ihrer Sicht gut in das Angebot vom Bäcker und Fertigsuppen in Dosen vielleicht in das Sortiment des Münsterer Metzgers passen.
Fahrdienst für Ältere
Entsprechende Anfragen bei den Geschäftsleuten und Betreibern von Marktständen sind geplant. Aus Sicht der Stadt wäre es übrigens kein Problem, einen oder mehrere Marktstände zu genehmigen. Dies konnte Vorsitzender Peter Piesch bereits in Erfahrung bringen. Möglich wäre aus Sicht der Bürgervereinigung überdies, dass man – ähnlich wie bei der Nachbarschaftshilfe – einen Fahrdienst für Ältere anbietet oder für andere mit einkauft. Konkret ist hierzu allerdings nichts ausgearbeitet. Auch, weil die meisten aktiven Mitglieder im Vorstand berufstätig sind und selbst wenig Zeit haben. Die Bürgervereinigung wäre deshalb froh, wenn sich jemand fände, der bereit wäre, ein solches Projekt mit aufzubauen und zu unterstützen.
Wer den Verein zu dem Thema ansprechen will, an der Nachbarschaftshilfe interessiert ist oder helfen möchte, sie aufzubauen, der kann die Bürgervereinigung Alt Münster, Borngasse 12, Mail: info@bv-altmuenster.de; Telefon (0 61 95) 7 40 92, kontaktieren.