Eindrucksvolle Helfer · Höchster Kreisblatt

Bernhard und Anneliese Schmitt unterstützen die Tagesstation der Uniklinik in Frankfurt auf ihre ganz persönliche Art und Weise.

Presse: 24.12.2011 · BVAM · Bürgervereinigung Alt-Münster e.V.

Bernhard Schmitt (vorne rechts) mit dem ersten "Fred-Feuerstein-Truck" vor knapp zehn Jahren.

Nur zehn Kilometer fährt der "Fred-Feuerstein-Truck" in der Stunde. Doch weniger als auf die Geschwindigkeit kommt es auf den Spaß an, den seine Insassen haben, wenn sie mit ihm fahren. Seit fast 14 Jahren kurven Bernhard und Anneliese Schmitt mit ihren drei umgebauten und bunt lackierten Eisenbahnwagen auf Festen, Märkten und Umzügen herum. Das Ganze dient dem Vergnügen der kleinen und großen Passagiere und einem guten Zweck: Alle Einnahmen und Spenden kommen HIV-infizierten Kindern zugute, die auf einer Tagesstation im Universitätsklinikum Frankfurt versorgt werden.

Tabuthema

"Es hat so einen negativen Beigeschmack", erklärt Anneliese Schmitt. Das Thema HIV sei heute noch ein Tabuthema, sagt sie. Und die, die den Virus tragen, würden anders in der Gesellschaft angesehen. Dieses Stigma gehe so weit, dass Leute lieber für krebskranke Kinder spendeten als für HIV-infizierte, weiß Bernhard Schmitt. Als er dies von einem befreundeten Arzt erfuhr, wollte der Ingenieur dazu beitragen, dies zu ändern. Bernhard Schmitt suchte sowieso gerade nach einem neuen Projekt, dem er sich in seiner neugewonnenen Freizeit – er war gerade in Pension gegangen – widmen konnte. "Ich wollte irgendwas tun", erzählt der 77-Jährige.

Die Idee, mit umgebauten Kofferwagen rumzufahren, ist dem Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung zufällig gekommen. Doch erst durch die Unterstützung von vielen Seiten konnte er sein Vorhaben so schnell in die Tat umsetzen. Die Kofferwagen bekam er etwa von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Deutschen Bahn, geschenkt, als er erklärte, welchen Zweck das Ganze erfüllen sollte. Überdies halfen viele Kelkheimer Firmen dabei, dass die drei Wagen so hübsch, gemütlich und robust geworden sind.

Wie viele Kinder und Erwachsene die Schmitts mit ihrem "Fred-Feuerstein-Truck" im Laufe der Jahre glücklich gemacht haben, das wissen die sie nicht. Insgesamt konnten sie aber über 16 000 Euro aus den Einnahmen und Spenden an die Station der Uniklinik übergeben. Finanziert wurden damit nicht nur Bücher und Spielsachen für die Kinder, deren Therapie auf der Station eingestellt und kontrolliert wird: "Es kann auch mal ein neues Bett sein", sagt Christine Heller, Ärztin auf der Station. Viele Kinder stammen aus sozialschwachen Familien, weiß sie. Investiert wird das Geld auch für Bahnkarten, wenn die Eltern die Anreise zur Klinik nicht finanzieren können. Die Kinder kommen aus ganz Hessen, und die Krankenkassen geben keine Fahrkostenzuschüsse mehr.

Weniger Resonanz

Die Belastung von Familien mit HIV-infizierten Kindern ist groß, und die Stigmatisierung in der Gesellschaft macht ihre Lage nicht einfacher. Viele Eltern würden deshalb die Infektion ihrer Kinder im Kindergarten, der Schule und manchmal sogar bei den Großeltern verschweigen. Ob die Schmitts allerdings in Zukunft noch so viel Geld spenden können, ist fraglich. Die Wägelchen, die von einem kleinen Jeep gezogen werden, locken heute häufig nicht mehr so viele Gäste an wie früher. Am liebsten ist dem Ehepaar, wenn es bei Festen etwa für ein Shuttleservice engagiert wird. Da kommen sie im Schnitt mit 200 bis 250 Euro nach Hause. Dass sie ab und zu trotzdem noch großen Erfolg haben und viele Gäste anziehen, wie beim vergangenen Münsterer Weihnachtsmarkt, ist eine Motivation für das engagierte Paar weiterzumachen.tay (tay)

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